Nester im Kriegerbau

Wegen dem leichten Nieselregen und der nassen Kälte ist mein Fell noch immer ganz klamm. Da hilft nicht einmal Putzen, an schlafen ist da gar nicht mehr zu denken. Weil Jagen immer vorteilhaft ist bei unseren vielen hungrigen Mündern, mache ich das auch gleich.

Moonschatten verlässt den Bau

Mit einem bedrückten Mauzen lasse ich mich in mein Nest sinken. Du kannst deinen Clan nicht im Stich lassen, schreien meine Gedanken, du bist kein egoistisches Wesen. Mein Herz weint. Mit meiner Zunge fange ich an, mein langes Fell zu putzen. Der Geschmack meines geronnen Blutes treibt mich an, lässt mich wieder entschlossener werden. Ablenken ist die Devise. Also weiß ich, was nachher los ist. Wenn ich mit Waschen und Putzen fertig bin, muss ich jagen.

Ich komme in den Kriegerbau. Ich will nur noch schlafen, ich bin erschöpft von dem Kampf und mein linkes Hinterbein tut weh. Ich rolle mich in meinem Nest zusammen und schlafe fast sofort ein.

Mein Blick ruht auf der schlafenden Meerauge. Sie ist eine so tolle, selbstlose Kriegerin. Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Für sie fange ich die größte Maus, die es weit und breit gibt.
Leise, fast geräuschlos, tabse ich nach draußen. Unser Clan braucht dringend Frischbeute, Nahrung.

Moonschatten verlässt den Bau

Ich habe einen schrecklichen Traum. Ich träume wieder von dem Kampf. Schreiend wache ich auf. Wo ist denn Moonschatten? Wahrscheinlich jagen oder so. Dann höre ich von Nachtstern die Patroulien-Einteilung. Ich und Moonschatten sollen auf Jagtpatroulie, Na gut, ich kann eh nicht mehr schlafen, denke ich mir und gehe nach draußen.
Meerauge verlässt den Kriegerbau

Ich strecke meinen Kopf in den Bau. "Moonschatten bist du da?",nuschele ich zwischen den Mäusen in einem Maul hindurch und sehe mich um.

"Ja", antworte ich abwesend und leise, öffne meine zusammengekniffenen Augen ein wenig. Mein Gesichtsfell ist noch immer verklebt und filzig, ebenso wie der Großteil meines restlichen Felles. Mir fehlt einfach die Kraft und, leider auch, das Wollen, um mich zu waschen.
"War die Beute soweit in Ordnung?"

"Ja",ich trete weiter ein und lege mich zu ihr. "Iss",sagte ich und lege die mäuse vor ihre schnauze. Da ihr fell verfiltz und verklebt ist, beginne ich es sauber zu lecken.

Mir dreht sich regelrecht der Magen um, als sie die Mäuse hereinbringt. Aber ich will sie nicht vor den Kopf stoßen, also fange ich an, eines der Tiere hinunterzuwürgen. So schweige ich, sage nichts von meinen nicht existenten Appetit.
Nachtstern ist meine Anführerin und Freundin. Darum will ich ihr keinen weiteren Kummer machen, lasse es zu, dass sie mich putzt und wäscht.
Sie hat bereits genügend Verantwortung, besonders dem Clan gegenüber. Genau wie auch ich als Kriegerin. Gefühle sind nur Hindernisse. Wir leben und sterben für unseren Clan, unsere Familie.

"Was steht eigentlich zwischen dir und struwwelstern? Ich weiß das du ihn ablehnst, aber in dir drinn liebst du ihn oder?",frage ich und putze ihr weiter das Fell.

Meine Stimme ist ernst und fest, aber auch leise, damit nicht allzu sehr der Kummer durchklingt: "Das Gesetz der Krieger. Es darf nicht gebrochen werden. Außerdem bin ich kein egoistisches Flohfell. Der Clan und sein Wohlbefinden steht an erster Stelle."
Ihn, den Anführer des TigerClans, ablehnen? Eigentlich sollte ich ihn jedes Mal, wenn eine seiner Tazen hier auf unserem Territorium ist, so lange malätrieren, bis er mit eingezogenem Schweif zurück in seinen Bau rennt. Aber ich dummes Ding kann das einfach nicht.
Als sich erneut das Bild, was er bei unserer letzten Begegnung abgegeben hat, vor meinen inneren Blick schiebt, wende ich den Kopf weg von der anderen Maus. Mir ist nämlich dermaßen schlecht, als ob ich mich mit Krähenfraß und Schafgarbe vollgefressen hätte.

Ich seuftze. "Das Wohl befinden es Clans steht hoch, das stimmt, aber was bringt es dem Clan wenn es dir elend geht? Das Gesetz der krieger ist eine wichtige Vorlage, stimmt aber manchmal muss man regeln brechen um das richtige zu tun. Es ist nicht egoistisch auch mal an sich zu denken"

Mit trüben Augen schaue ich sie an:" Ich will niemanden eine Last sein." Darum verstecke ich meinen Schmerz, sollte mich vielleicht nicht mehr wirklich zeigen, ergänze ich stumm.
"Das Richtige sagen uns doch die Regeln. Sie gelten für alle Clans, richtig? Da kann doch dann niemand die Frechheit besitzen und sich einfach so mir nichts, dir nichts, drüber hinwegsetzen. Das ist mehr als egoistisch, nur auf sich bezogen. Das ist regelrecht narzistisch." Das bin ich doch nicht!


narzistisch = übertrieben in sich selbst verliebt

Ich seuftze laut und stehe auf. "Im leben geht es nicht nur um das eine,Moonschatten! Du wirst genug chancen haben zu zeigen das du für deinen Clan da bist, und daran zweifelt auch niemand, aber Liebe, die gibts nur einmal, verdammt noch mal und wenn du das nicht kapieren willst, dann bist du egoistisch! Egoistisch gegenüber Struwwelstern! Er ist auch nur ein Kater, ein Kater der dich verdammt noch mal genauso liebt wie du ihn! Und wenn ihr Sturköpfe endlich eure verdammten Augen aufreißen würdet, dann wrdet ihr das sehen und nicht nur trauernd in euren Bäuen rumgammeln",knurre ich aufgebracht.

"Ich will nicht, das er bestraft wird wegen mir!", fauche ich und bin aufgesprungen," was, wenn es doch mal zum Kampf kommt?" Ich wende den Kopf ab, miaue leise, mit gesenkten Kopf: "Verzeihung."


Moonschatten flieht regelrecht aus dem Bau

"Wenn es doch mal zum Kampf kommt, dann hör auf dein herz",murmele ich ihr leise hinterher und seuftze laut. Wieso macht sie es sich so schwer?
Nachtstern verlässt langsam den Bau

Den Tränen nah tabse ich in den Kriegerbau zu meinen Nest.
Ich darf nicht helfen, meine Anführerin hat es verboten. Aber Kralle hat uns doch geholfen, obwohl er nicht musste. Hat sein Leben riskiert.
Entschlossen, die schlafende Meerauge nicht aufzuwecken, tabse ich zu meinen Nest. Heftige Sehnsucht nach Struwwel überkommt mich. Er hat Kralle und sein Problem verstanden, will soweit helfen. Wenn auch nur meinetwegen. Anders als Nachtstern, meine Anführerin.
Denk nichtmal daran! Du gehörst in den SonnenClan, du undankbares, mottenzerfressenes Katzentier!
Solche Gedanken und noch schlimmere drehen mir den Magen so schlimm um, dass ich es gerade mal heftig würgend bis neben den Kriegerbau schaffe, bevor mein ganzes Essen wiederkommt.

Lautlos tabse ich zu meinen nest, mache es mir so gut es geht bequem und liege anschließend wach da. Was Struwwel wohl macht? Ob er sich auch so sehr sehnt? Hoffentlich kann zumindest er Kralle helfen. Mir sind die Tazen komplett gebunden.

Vorsichtig strecke ich meinen Kopf herein. Meerauge und Moonschatten sind da,gut,denke ich mir und verlasse den Bau möglichst lautlos wieder.

Ich habe die blauen, funkelnden Augen gesehen. Nachtstern ist also wach und patroliert. So kann ich wirklich nirgendwo hin. Soll ich es wagen und wirklich mit ihr Tacheles reden?

Tief atme ich noch einmal durch.
Sie hat selbst gesagt, ich solle ihr alles erzählen.
Wenn sie dann jetzt gegen ihr Versprechen verstößt, dann weiß ich auf jeden Fall, woran ich bin, wem ich folge.

Moonschatten verlässt den Kriegerbau

Ich tabse geräuschlos zu meinen Nest, kann ein leises Aufschluchzen nicht unterdrücken.
Alles, was ich mache, ist falsch.
Ich muss mich endlich wieder nur auf den Clan besinnen. Nichts mehr nebenbei.
Fremde Katzen gehören soweit zerfetzt, bis sie mit eingezogenen Schweif kreischend fliehen.
Keine Gefühle mehr zulassen. Die stören nur, verzerren deine Wahrnehmung.
Ich kuschle mich in mein Nest, lege den Kopf auf meine Tazen und starre einfach geradeaus.

Irgendwann scheine ich doch eingenickt zu sein. Denn der schreckliche Alptraum lässt mein Herz noch immer schneller schlagen. Ich habe von meiner Mama geträumt. Über ihren ruhigen, blutbefleckten Körper stand der Kater, der Anführer des ehemaligen Clans.
Erkenne, wer du bist. Du bist kein Kitten mehr. Ein junges, unschuldiges Kätzchen. Löse dich von deinen dummen kleinen Gefühlen. Werde die Katze, die du wirklich bist. Dunkel, mit Eis in den Adern, mit einem verdorrten Herz.
Ich schließe meine Augen. Als ich sie wieder öffne, sind sie pechschwarz, ohne Mitleid, ohne Gnade.

Moonschatten verlässt den Kriegerbau

Ich schlafe in meinem Nest.
Struwwel hat mich reingebracht und blieb bei mir, bis ich geschlafen habe. Dann musste er gehen, in den Anführerbau, mit Nachtstern reden.