Nester im Anführerbau

Langsam werde ich ruhiger, kuschle mich sacht an sie und schließe die Augen.
"Mama",mauze ich wie ein kleines Junges.
Es war alles viel zu viel.
Nachtstern ist meine Mama hier, meine andere Mama passt im Sternenclan auf uns auf.

Ich sehe sie leicht überwältigt an, ehe ich lächele und sie etwas näher an mich drücke. "Alles ist gut",flüsterte ich leise,"alles wird gut"

Ich kneife die Augen etwas zusammen und genieße ihre Körperwärme.
Eng schmiege ich mich an sie und lächle trotz der tränenverklebten Wangen.

Ich genieße ihre Nähe und für einen kurzen Moment kommt es mir so vor als würde Wüstensturm neben mir liegen, und nicht seine Tochter Moonschatten. Sie ist so schnell so groß geworden...es scheint mir als wäre es erst gestern gewesen, dass sie zur Schülerin ernannt wurde...

Es ist lange her, dass ich einer anderen echten ClanKatze so nahe war, Struwwelpelz mal ausgenommen.
Er wird sauer sein, aber das habe ich im Augenblick nicht im Kopf.
Die Erinnerungen versuchen wieder zu kommen.
Sofort schmiege ich mich enger an Nachtstern.

"Hey, alles gut kleine",miaue ich versuchend beruhigend und fahre ihr mit der Zunge übers Fell.

Ich hebe den Kopf, erstaunt über mein leises, abgehaktes Schnurren.
Schnell suche ich Nachtsterns gelborangenen Blick.
"Du hast dolle Wunden", stelle ich miauend fest und lecke sacht, zögernd, über einen Kratzer in ihrem Gesicht," du bräuchtest Ginsterbrei da drauf. Wie eine Kräutermaske. Auch die anderen."

Ich drehe leicht den Kopf zur Seite. "Es geht mir gut, das sind nur einpaar Kratzer"

"Ich passe auf den Clan und dich auf, genau wie du auf den Clan und mich. So ist es richtig", erkläre ich leise und kuschle mich schutzsuchend an sie.
Meine  Pfoten zittern immer noch, doch nicht mehr so stark wie die ganze Zeit.
"Da an dem Zweibeinerort gab es ebenso Katzen. Aber die waren ganz, ganz anders als ihr. Nicht nur vom Geruch und Fell her, sondern auch vom Verhalten, von Seelen her."
Ich schließe die Augen, muss zitternd durchatmen.
Vielleicht hilft es mir ja, gesund zu werden, zu heilen, wenn ich Nachtstern, meiner Mama, davon erzähle. Sie selbst hat es mir ja angeboten.
Gleichzeitig habe ich ihr und den anderen Clankatzen, meiner Familie, gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen, da ich im Augenblick an mich und meine Probleme denke. Denn sie brauchen alle noch Hilfe wegen der Kratzer und Bisse und Wunden.

"Du meinst Hauskätzchen und Einzelläufer?",frage ich nach. 'Was sie wohl alles aushalten musste..'

Ich nicke.
"Das waren alles Hauskätzchen", miaue ich, unterbreche mich selber aber und korrigiere," jedenfalls nennen wir sie so. Nein, nein. Sie waren ganz Edel, richtige Reinrasekatzen*. So haben es die Zweibeiner immer wieder gesagt."
Einzelläufer?
"Nachtstern, Mama, was sind Einzelläufer nochmal? Ich glaube, ich habe das vergessen", gestehe ich beschämt.

*Rassekatze

Ich lächele bei der Bezeichnung 'Mama'. "Einzelläufer sind wie Streuner Katzen ohne Clan und ohne Zweibeiner, jedoch sind sie ehr ruhig und halten sich vom Clan fern"

Ich bin so einer schon einmal begegnet.
"Also wie der alte Kater, der mich vor der Krankheit Schmähbauch gewarnt hat?"

"Wahrscheinlich",miaue ich,"normaler Wiese gibt es mit ihnen nie irgendwelche Probleme"

Mit ihm hatte ich wirklich  kein Problem, im Gegenteil.
"Er hat mir sogar geholfen", miaue ich, verspanne mich aber ohne es zu merken," anders als diese seltsamen Edlen Reinrasekatzen der Zweibeiner.
Die wollten mich loswerden, haben sich lustig gemacht über mich. Ihre Felle haben ganz seltsam gestunken und waren oft nicht weich wie bei uns, sondern klebrig oder ganz fest. Und dann hatten sie noch seltsame Dinge in diesen hängen."
Ich schaue Nachtstern an: "Wenn bei uns etwas drinnen hängt wie Kletten oder Blätter, dann wollen wir das ja rausmachen. Aber die waren richtig stolz darauf, sowas im Fell hängen zu haben."
Ich schüttle mich heftig bei der Erinnerung an einen seltsam würgenden Strick um meinen Hals und kämpfe zitternd mit den Tränen.
"Der Zweibeiner, der mich  mitgenommen hat, wollte mir etwas um den Hals binden. Ich habe mich gewehrt und gewunden, gefaucht, gespuckt und gekratzt. Da hat er mich einmal auf den Kopf gehauen und dann das Ding drangemacht. Entschuldige, dass ich zu schwach war es zu verhindern."
Ich war zu benommen gewesen durch den Schlag.
Dafür schäme ich mich noch immer.

Ich höre ihr geduldig zu. "Wir müssen nicht immer verstehen, warum Hauskätzchen handeln, wie sie es tun und wieso sie es sich von den Zweibeiner gefallen lassen. Aber du hast großen Mut bewiesen...und du bist zurück gekehrt, das ist alles was zählt"

Ich nicke und werde langsam etwas ruhiger.
"Die anderen haben mich immer wieder weggebissen und gekratzt, weil sie der Meinung waren ich sei keine von ihnen. Wollte ich auch nie sein!"
Durch dieses herabwertende Behandeln sind viele meiner unsichtbaren Wunden entstanden.
"Ich habe auch kaum was gefressen", gestehe ich Nachtstern leise," entschuldige, ich konnte einfach nicht. Mein Ekel war zu groß."

"Weißst du, sowas lässt immer tiefe Wunden zurück, ich weiß dass, aber es ist Vergangheiten und manchmal muss man es einfach erzählen und dann aus den Gedanken verbannen, sonst frisst es einen innerlich auf",miaue ich.

Ich nicke, sehe es genauso wie sie.
Angeekelt miaue ich: "Die Zweibeiner geben immer seltsame, undefinierbare, braune Fleischstücke in eine Steinschale. Das sollte ich essen. Kein richtiges Essen!
Ich wurde gehauen, als ich versucht habe mir etwas zu fangen."
Schnell schmiege ich mich eng an sie, beginne dann, um mich zu beruhigen, ihr Kopffell zu putzen.

Ich schnurre leicht amüsiert bei ihrer Erzählung über das Essen der Hauskätzchen. 'Sie ist so stark'

Über eine Sache kann ich leider noch nicht reden, werde es vielleicht auch nie können.
Nämlich was Nachwuchs angeht.
So schlecke ich ihr weiter den Kopf sauber und miaue dann: "Mama, Nachtstern, wir müssen aber besser nach den schauen gehen. Rosenblatt passt auf, aber wenn etwas ist, nicht das sie dann überfordert ist."

Mein Geruch weht vom Fluss hier her

"Das sollten wir wohl",ich stehe auf,"geht es dir denn gut genug dafür?"

Ich nicke und schnuppere auf einmal.
"Riechst du das auch?"
Schnell stehe ich auf.

"Ich rieche Löwenkralle, er sich in den Ältestenbau begeben haben oder sich auf dem Lagerplatz aufhalten"